Gibson Midtown Custom Modifikation - Einbau einer Variax-Elektronik


Nachdem ich schon einige andere Gitarren ähnlich modifiziert hatte, baute ich Anfang 2013 in meine GIBSON Midtown (Custom in der Farbe Vintage Sunburst) die Elektronik einer Variax 300 ein, um auch bei Bedarf offene Tunings bzw. akustische Modelle zur Verfügung zu haben. Die Details zur Variax-Elektronik habe ich bei meinen anderen Modifikationen schon im Detail beschrieben.

Die Gibson Midtown Custom sieht im Original so aus:

  

Bei den Modifikationen achte ich stets darauf, dass die optischen Änderungen nicht zu auffällig werden. Da mir in der Praxis 3 Bänke mit je 5 Variax-Modellen reichen, habe ich auch diese Modifikation so angelegt, dass die Bedienelemente keine neuen Bohrungen auf der Frontseite erfordern.

Da ich als Strat-Spieler sowieso lieber mit einem einzelnen Volumen Pot (statt mit zwei, wie in der Original-Gibson-Schaltung) arbeite, habe ich die Midtown-Schaltung so modifiziert, dass ich nach dem Pickup-Select-Schalter nur auf ein Volumen-Pot (300k lin, wie Original) und ein Tone-Pot (500 k log + Kondensator 22nF, wie Original) gehe. Die Gibson Midtown STANDARD hat übrigens auch genau diese Schaltung. Die zwei frei gewordenen Einbauplätze verwendete ich a) für einen 4-stufigen Drehschalter (1: Gibson-Burstbucker-Original-Pickups, Stellung 2-4: 3 Variax-Bänke) und b) für einen 5-stufigen Drehschalter (5 Variax-Modelle). Siehe Bild unten. Die vorhandenen Schalter der Variax (12-stufiger Drehschalter für die Bank und 5-way-Switch für die Models) wurden also ausgebaut und nicht verwendet.

Das Stereo-Pot (2x10k lin) des Variax-Moduls habe ich überbrückt (siehe Schaltplan) und regle das Ausgangssignal auch mit dem einen vorhandenen Volumen-Pot. Das ist zwar für den niederohmigen Variax-Ausgang sehr hochohmig bemessen, das spielt aber praktisch (und klanglich) keine weltbewegende Rolle. Damit habe ich auch bei den Variax-Modellen dieselbe Regelcharakteristik des Volumen-Pots wie bei der Original-Gibson. Ursprünglich habe ich ja überlegt, das Volumenpot 300k lin durch einen Typ 470k log zu ersetzen, mir hat aber das Original beim Testen eigentlich ganz gut gefallen. Vor allem bei Overdrive-Sounds lässt sich der Zerrgrad damit sehr feinfühlig einstellen. Lineare Drehcharakteristik bedeutet ja, dass die Ausgangsspannung lediglich um 6dB beim Runterdrehen um den halben Drehweg abnimmt - es tut sich also beim Zurückdrehen von "voll auf" am Anfang relativ wenig.

Auch das Tone-Pot der Variax 300 (10 k lin) wurde durch einen Fixwiderstand ersetzt, weil man die Stellung des (virtuellen) Tone-Pots sowieso mit der Programmiersoftware für jedes Modell der Variax individuell mit abspeichern kann.

Da ich für den relativ großen RJ-45 - Programmierstecker der Variax keine eigene Ausfräsung machen wollte, nehme ich zum Programmieren der Variax-Sounds den hinteren Elektronik-Deckel ab, ziehe das Kabel heraus und stecke die Subplatine mit dem Programmierstecker an das USB-Interface an. Das ist nicht viel Aufwand und erspart eine zusätzliche Ausfräsung im Korpus. Apropos Ausfräsung: das Elektronikfach wurde durch Abfräsen störender Holzteile etwas vergrößert und bei dieser Gelegenheit gleich ordentlich mit Alufolie zur Schirmung ausgekleidet. Da in der Variax-Elektronik auch ein Signalprozessor mit einigen MHz Signalfrequenz arbeitet, ist es wichtig, diese Platinen auch gegen die restlichen passiven Bauteile ordentlich abzuschirmen. Dünne Kupfer- oder Alufolie, mit Masse leitend verbunden, ist dafür ausreichend.

 

Die Origininal Tune-O-Matic Bridge wurde durch eine Ghost ResoMax-Bridge von GraphTech mit 6 einzelnen Piezo-Pickzups ersetzt. Leider hatte ich nur eine mit Gold-Oberfläche zur Verfügung, das fällt aber optisch kaum auf. Durch eine unauffällige 5 mm -Bohrung direkt unter der Bridge können die einzelnen dünnen Kabel in die Ausfräsung für den Bridge-Humbucker und von dort in das Elektronikfach gefädelt werden. Die Bohrungen der ResoMax-Bridge mussten übrigens um ca 0,5 mm aufgebohrt werden, damit sie auf die Original-Gibson Stehbolzen passten.

 

Die ganz glatten Gibson -Drehknöpfe waren zwar optisch sehr schön, aber mir nicht "griffig"genug und auch zur Anzeige der Drehschalterstellungen nicht geeignet. Deshalb habe ich die oben dargestellten schwarzen geriffelten Knöpfe draufgebaut. Die Original-Klinkenbuchse wurde auch durch eine optisch gleich aussehende ("Stereo") Buchse mit Ringkontakt zur Zuführung der 9V Gleichspannung für die Elektronik ersetzt. Natürlich kann die Gitarre (ohne die Variax-Sounds) auch weiterhin völlig konventionell mit einem normalen "Mono"- Gitarrenkabel und mit unverändertem Gibson-Original-Ton verwendet werden.

Übrigens: bevor wieder einer das Gras wachsen hört: die kleinen zusätzlichen Ausfräsungen im Elektronikfach haben sich NICHT in merkbaren Veränderungen der Klangfarbe oder des Sustains bemerkbar gemacht ...

Hier gibts noch eine Handskizze zur Prinzipverdrahtung:



Von mir verwendete Variax-Modelle

  BANK 0 BANK 1 BANK 2
Stellung NECK Acoustic Parlor Tele OPEN-G Acoustic OPEN-G
Stellung NECK+MIDDLE Strat Neck + Middle Tele OPEN-A Acoustic Drop-D
Stellung MIDDLE Strat Middle Tele OPEN-C 12-String Rickenbacker
Stellung MIDDLE+BRIDGE Tele Bridge+Neck Tele OPEN-D Reso Tri-Cone
Stellung BRIDGE Tele Bridge Tele OPEN-E Acoustic Jumbo